Gasthof "Zum Auenberg", Burkhardtsdorf
Heimatgeschichte - Der Gasthof „Zum Auenberg“
Bereits seit etwa 1723 gab es eine Poststraße, die von Chemnitz über Burkhardtsdorf nach Annaberg und weiter nach Karlsbad führte. Diese verlief damals die heute mit „Lessingstraße“ bezeichnete Straße hinunter, querte mittels Furt die Zwönitz und führte weiter in Richtung Abtwald.
Durch den zunehmenden Handel machte sich der Neubau einer Straße auf einer neuen Trasse erforderlich. Am 29. November 1839 wurde die als großzügig angelegte Chaussee zwischen Chemnitz und Annaberg fertig gestellt. Das Aufblühen von Handel und Verkehr erforderte auch, entsprechend große Gasthöfe zu errichten.
(Foto 1: Lithographie des Gasthofes Auenberg, Repro: Paul Wieland, Bildarchiv AG Ortschronik)
Im gleichen Jahr erhielt Christian Friedrich Eckhardt, einst Lehnrichter von Burkhardtsdorf, die Baugenehmigung für einen Gasthof an dieser neuen Straße, welcher bereits am 1. Dezember 1840 eröffnet wurde. Er erhielt den Namen „Gasthof zum Auenberg“, da er in der Zwönitzaue am Fuße des Niclasberges stand. Christian Friedrich Eckhardt betrieb den Gasthof nicht selbst, sondern er war von Anfang an verpachtet.
(Foto 2: Gasthof Auernberg um 1920, Sammlung Peter Mauersberger, Bildarchiv AG Ortschronik)
(Foto 3: rückwärtige Ansicht des Gasthofes auf einer Ansichtskarte, Repro: Paul Wieland, Bildarchiv AG Ortschronik)
Im Gebäude befanden sich eine große Gaststube, darunter der Kuhstall, der Bierkeller und andere Kellerräume. Gegenüber der Gaststube war eine Kutscherstube. Der Tanzsaal befand sich im ersten Stockwerk, ebenso die Schlafkammern und Herbergsstuben. Im zweiten Stockwerk waren weitere Herbergs- und Gesindestuben untergebracht. Nach dem Berge zu war ein Stall für die Pferde der Gäste angebaut. Zwischen diesem und dem Hauptgebäude befand sich eine Tenne zum Dreschen des Getreides.
(Foto 4: der Festsaal im Auenberg, Foto: Kurt Schäfer, Bildarchiv AG Ortschronik) (Foto 5: der Festsaal im Auenberg, Foto: Kurt Schäfer, Bildarchiv AG Ortschronik)
Blättert man in der alten Burkhardtsdorfer Zeitung, so findet man zahlreiche Anzeigen, die zum Besuch des Gasthofes einluden. Theateraufführungen, Vorträge, Vereinsabende, Bälle und Tanzveranstaltungen lockten viele Besucher. Sehr bekannt war der Weihnachtsbasar, der jährlich statt fand.
Von 1856 bis 1873 war hier die örtliche Poststation untergebracht. 1876 zogen die Schützen im „Gasthof zum Auenberg“ ein. Es gab ein Schützenhaus mit entsprechenden Schießständen. Die regelmäßigen Schützenfeste, auch „Vogelschießen“ genannt, trugen bald Volksfestcharakter. Beendet wurde diese Festlichkeit mit einem Brillantfeuerwerk.
(Foto 6: Gasthof Auenberg um 1920, Repro: Paul Wieland, Bildarchiv AG Ortschronik)
Wenige Jahre später entstand der Auenberg-Garten mit Park. 1921 wurde dieser umgestaltet, es entstand eine offene Musikhalle mit Laubengängen. 1926 kam dann noch ein Lichtspielhaus dazu und ein Jahr später eine Tankanlage, welche sich vor dem Stall befand. Der Gasthof war zu fast jeder Zeit mit Bus und Bahn erreichbar. Die aus dieser Zeit stammenden Pläne, das Gasthofsgebäude zu einer Strumpffabrik umzubauen, realisierte man nicht.
Der „Gasthof zum Auenberg“ war 1935 das Gründungslokal der Ortsgruppe der NSDAP. Für diese wurde im rechten Stallgebäude eine Schreibstube eingerichtet.
Der Bombenangriff auf Burkhardtsdorf in den Abendstunden des 14. Februar 1945 zerstörte den „Gasthof am Auenberg“ vollständig.